
6 Jahre Willkommensinitiative WOLV
Die Initiative „Willkommen bei uns in Oberkrämer, Leegebruch und Velten“ (WOLV) hat sich Ende 2014 gegründet und blickt mittlerweile auf fast sechs Jahre Engagement zurück, die sehr ereignisreich und arbeitsintensiv, aber vor allem erfolgreich und für alle Beteiligten sicher bereichernd waren.
Beginn
Gründung der Intiative
Als Ende 2014 bekannt wurde das in Oberkrämer eine Gemeinschaftsunterkunft errichtet werden sollte, begann sofort die Hetze rechter Kreise gegen dieses Vorhaben. Dem wollten wir ein sichtbares Zeichen entgegensetzten. Wir wollten einerseits klar gegen die Hetze Stellung beziehen und andererseits die Menschen zusammenführen, die den Flüchtlingen in ihrer äußerst schwierigen Lage zu helfen bereit waren. Zu diesem Zeitpunkt schien die Verwaltung in Oberhavel mit der neuen Situation teilweise überfordert. So hatte sich beispielsweise niemand darum gekümmert, wie die Flüchtlinge die Gemeinschaftsunterkunft überhaupt erreichen. Viele Mitstreiterinnen und Mitstreitern haben in den ersten Wochen am Bahnhof in Bärenklau gestanden, um die dort gestrandeten Flüchtlinge zu empfangen und ihnen den Weg zu Camp zu zeigen. Oft geschah dies in den dunklen späten Abendstunden.
Viele weitere Aktionen folgten, mit den die WOLV-Initiative seit nunmehr sechs Jahren für Toleranz und einem friedliches Miteinander geworben hat.
Man kann den vielen ehrenamtlich tätigen MitstreiterInnen für ihr unglaubliches Engagement gar nicht genug danken.
Veranstaltungen
Begegnung und Kennenlernen
Die Begegnungsfeste, die wir in den Jahren 2016 bis 2018 mit finanzieller Unterstützung durch Landkreis und Kommune veranstaltet haben, waren Highlights und haben sicher dazu beigetragen, dass gegenseitiges Verständnis, Kennenlernen und letztlich Integrationsbemühungen Früchte getragen haben. Seit 2019 beteiligen wir uns vorwiegend an regionalen Veranstaltungen, z. B. Dorf- und Erntedankfesten.
Die Bewohner
Belegung
Innerhalb der GU ist es inzwischen sehr viel leiser geworden und weniger hektisch. Die Betreuung durch die Sozialarbeiter in der GU hat sich inzwischen gut eingespielt, alles hat sich stabilisiert. Kamen 2015 noch 2068 Menschen als Flüchtlinge und Asylsuchende nach Oberhavel, sind die Zahlen in den Jahren 2016 bis 2019 kontinuierlich gesunken.
Die Gemeinschaftsunterkunft Bärenklau/Leegebruch ist seit Herbst 2015 fast durchgehend vollständig belegt, war in der Spitze mit über 240 Bewohnern völlig überbelegt. Aktuell leben dort zwischen 110 und 140 Personen, davon ca. 35 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre. Mehr als 30 sind in Wohnungen in Leegebruch, Oberkrämer und Velten untergebracht. Im neuen Anbau leben deutsche und ausländische Familien in Sozialwohnungen. Viele Geflüchtete leben und arbeiten auch in Berlin, Oranienburg und Hennigsdorf.
Gab es anfangs noch einen Anteil von ca. 70 Prozent Syrern, hat sich dieser auf noch etwa 25 Prozent reduziert. Die nächstgrößeren Gruppen sind Geflüchtete aus Kamerun, Afghanistan, Iran und Pakistan. Leider leben einige von ihnen, meist Alleinstehende, schon seit mehr als drei Jahren in der Unterkunft.Wohnen
Es fehlt an bezahlbaren Wohnungen
Obwohl nicht mehr im Asylverfahren, also überwiegend anerkannt oder mit einer Aufenthaltserlaubnis ausgestattet, leben viele Betroffene nach wie vor in der Gemeinschaftsunterkunft. Sie müssten und wollen diese eigentlich verlassen, ebenso diejenigen, die eine Arbeit gefunden haben. Der Landkreis erlaubt zwar den Verbleib in der Unterkunft, die Betroffenen müssen in diesen Fällen aber Miete zahlen. Aus unserer Sicht sind die Miethöhen, die teilweise so hoch wie für Ein-Raum-Wohnungen sind, zu kritisieren und sollten dringend überprüft werden. Es wird eine Zwangslage erzeugt, der die Bewohner nicht entgehen können.
Denn leider gibt es auch in unserer Region bei Weitem zu wenig freien und bezahlbaren Wohnraum. Wer aktuell aus der GU Leegebruch/Bärenklau ausziehen möchte, steht vor den gleichen großen Problemen, die auch andere Teile der Bevölkerung haben. Sie sind jedoch gegenüber einheimischen Bewerben in der Regel im Nachteil. Das bedeutet für uns, viele frustrierende vergebliche Bewerbungen zu unterstützen und zu begleiten.Probleme und Herausforderungen
Beratung
Unbefriedigend und oft nicht nachvollziehbar sind immer noch zu viele Entscheidungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Viele dieser Entscheidungen halten einer gerichtlichen Überprüfung nicht stand. Darüber hinaus gibt es immer noch große Unterschiede bei der persönlichen Beratung, Einstufung und Förderung von Geflüchteten bei den jeweils zuständigen Ämtern.
Viele Probleme sind bei allem Engagement der Initiative und anderer ehrenamtlich Tätigen nicht lösbar, hier sind politische und gesellschaftliche Lösungen gefragt. Die Geflüchteten brauchen inzwischen dringend Wohnungen und Arbeits- und Ausbildungsplätze, damit sie bei uns eine neue Lebensperspektive entwickeln und sich integrieren können. Inzwischen gibt es bei einigen Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft Anzeichen für eine negative Entwicklung, die auch bei anderen Langzeiterwerbslosen auftritt. Hier muss schnell gegengesteuert werden.Unsere Hilfe
WOLV unterstützt weiter
Nachdem es in den Anfangsjahren zuerst um eine erste Hilfe zur Orientierung und um materielle Hilfe ging, stehen nun grundsätzliche Beratungen und Hilfestellungen, Hilfe bei der Wohnungssuche und kontinuierliche Angebote, die zur besseren oder schnelleren Integration beitragen, auf der Agenda der Initiative.
WOLV hat bis zur COVID-19-Krise feste Beratungstermine angeboten. Darüber hinaus gab es individuelle Unterstützung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, beim Einüben der deutschen Sprache und beim Überwinden bürokratischen Hürden. Auch die Fahrrad-AG war ein sehr beliebter Anlaufpunkt.
All diese Angebote mussten aufgrund der Pandemie und auch zum Schutz unser vielen Ehrenamtlichen heruntergefahren werden. Klar ist, ohne ausreichende Sprachkenntnisse und gleichzeitige die Bereitschaft der Verwaltung und der Wirtschaft, Chancen zu eröffnen, ist eine erfolgreiche Integration nicht machbar. Die Initiative WOLV wird weiter versuchen zu beraten, zu informieren, zu vermitteln und realistische Wege für die Geflüchteten aufzuzeigen.
Ausblick
Wir machen weiter!
Viele Asylbewerber und Geflüchtete benötigen auch außerhalb der Unterkunft in Bärenklau/Leegebruch Unterstützung in vielerlei Hinsicht. Zahlreiche Ehrenamtliche, nicht alle Mitglieder bei WOLV, sind hier seit Jahren sehr engagiert und helfen bei allen auftretenden Problemen. An dieser Stelle ein großes Danke schön an die tollen Menschen!
Ab Ende Mai 2020 plant die WOLV, die Hilfsangebote unter Einhaltungen der pandemiebezogenen Vorgaben langsam aber kontinuierlich wieder aufzubauen.
6 Jahre WOLV (2014–2020)
Die Initiative „Willkommen bei uns in Oberkrämer, Leegebruch und Velten“ (WOLV) hat sich Ende 2014 gegründet und blickt mittlerweile auf fast sechs (!) Jahre Engagement zurück, die sehr ereignisreich und arbeitsintensiv, aber vor allem erfolgreich und für alle Beteiligten sicher bereichernd waren. Die aktuelle Situation rund um das COVID-19-Virus hat vieles grundlegend geändert – und […]